Maria Montessori

Montessori – Was ist das denn?

 

Das ist der Name einer Frau, die ein Herz für die Kinder hatte wie wenige. In ihrer Liebe z u und Achtung v o r den Kindern hat sie ihnen Lebensräume geschaffen, in denen sie sich wohlfühlen, in denen sie gleichzeitig zu integrierten Persönlichkeiten und zu mündigen Bürgern einer demokratischen Gesellschaft heranwachsen können.

Maria Montessori (1870 – 1952) war eine italienische Ärztin und Pädagogin.

Durch Studium, Beobachtung und Reflexion gewann sie Erkenntnisse über den kindlichen Selbsterziehungsprozess. Sie schuf eine pädagogische Philosophie und Praxis, die bestimmt war von der Achtung der Person und ihrer Selbstbestimmung und vom Bewusstsein der Verantwortung für die Welt.

So gibt es heute weltweit mehr als 25.000 Montessori-Einrichtungen in 126 Ländern. In China wurden zusätzlich mittlerweile bis zu 70.000 Einrichtungen geschaffen, die meisten im Vorschulbereich, also Montessori-Kinderhäuser für Ein- bis Sechsjährige. Im Schulbereich finden sich Montessori-Grund-, Haupt-, Real- und Förderschulen für die Sechs- bis Sechzehnjährigen und auch Montessori-Gesamtschulen und Gymnasien für die Zehn- bis Neunzehnjährigen (in allen Schulformen und Bundesländern). Vermehrt hält die Montessori-Pädagogik auch Einzug in die Arbeit mit Seniorinnen und Senioren. In Deutschland lassen sich zurzeit rund 1000 Montessori-Einrichtungen ausmachen. Und all diese Einrichtungen sind nicht vage Experimente, sondern durch lange Praxis bewährte Erziehungsstätten.

 

Das Kind als Baumeister seiner selbst

Das Besondere dieser Montessori-Einrichtungen ist, dass der ursprüngliche spontane Lernwille, der unermüdliche Betätigungsdrang und das angeborene Bedürfnis eines jeden Kindes nach menschlichen Beziehungen in diesen Einrichtungen nicht behindert oder eingeengt, sondern ausdrücklich pädagogisch ermöglicht werden als die eigentlichen Motoren der menschlichen Persönlichkeits- und Kulturentwicklung. Montessori spricht in diesem Zusammenhang vom Kind als Baumeister seiner selbst, vom Schöpfer des Menschen. Sie verdeutlicht so, dass jedes Kind über eine angeborene Energie verfügt, ein aktives Potential, das es in die Lage versetzt, seine Persönlichkeit selbst aufzubauen. Mit seiner von innen kommenden Motivation und mit Hilfe von Umwelteindrücken betreibt das Kind diesen Eigenaufbau. Das Kind wird vom ersten Lebenstag an als vollwertiger Mensch betrachtet und auch verstanden. Es ist von Geburt an ein Geschöpf mit Geist, das sich aktiv mit seiner Umwelt auseinandersetzt.

 

Absorbierender Geist

Der gesamte Entwicklungsprozess des Menschen besteht in einer ständigen Integration von Erfahrungen, von Montessori als Anpassung bezeichnet. Dabei ist die Art und Weise, wie Kinder Eindrücke aufnehmen und integrieren, eine besondere und wird von Montessori mit dem Begriff absorbierender Geist belegt. Es handelt sich um eine unbewusste kognitive Struktur, die mit einer schöpferischen Kraft verbunden ist und sich deutlich von den Denk- und Geistesformen der Erwachsenen unterscheidet. Das Kind vermag ungemein komplexe Phänomene zu erfassen - wie beispielsweise die menschliche Sprache - durch die bloße Tatsache, dass es lebt und wahrnimmt. Die Eindrücke, die das Kind aufnimmt, werden Bestandteil seines Wesens.

 

Hilf mir es selbst zu tun!

Montessoris Grundüberzeugung besteht darin, dass sich das Kind, ja der Mensch, über alle Lebensphasen hinweg nur durch seine Existenz und seine Eigenaktivität in der Welt verwirklicht. In der Eigenaktivität sieht sie den Weg des Kindes zur Freiheit im Sinne der Unabhängigkeit. Aktivität und selbstständiges, selbsttätiges Leben bedingen sich wechselseitig. Das Kind will selbst lernen, seine eigenen Erfahrungen in der es umgebenden Welt machen, diese durch seine persönliche Anstrengung wahrnehmen. Nur so findet Entwicklung statt, nur so kann gelernt werden. Erst die Erfahrung der eigenen Unabhängigkeit ist die Basis für die Entwicklung der menschlichen Würde, und zwar in allen Lebensbereichen. Hieraus ergibt sich die quasi als Markenkern bekannt gewordene Forderung Montessori nach Freier Wahl der Tätigkeit, nach selbstbestimmtem Lernen. Es gibt geradezu einen unlösbaren Zusammenhang von Eigenaktivität und Freiheit, auch als zentrale Voraussetzung für nachhaltiges Lernen. Denn nur wer über sich selbst bestimmen kann, kommt zu einer zielgerichteten Aktivität, zur tiefen Auseinandersetzung mit einer Sache und damit zu echtem Lernen. Das Kind will es selbst tun, daher ein weiteres Leitmotiv der Montessori-Pädagogik Hilf mir es selbst (alleine) zu tun.“

Gerade im Leben des Kindes kommt dieser Aussage ein besonderer Stellenwert zu. Es gibt wohl kein Stadium in der menschlichen Entwicklung, in dem eine so tiefgreifende Abhängigkeit vom Erwachsenen vorliegt wie in diesem Lebensalter. Angesprochen wird dabei die kindliche Freiheit zur Initiative, damit der menschliche Selbstaufbau gelingen kann.

 

Sensible Phasen

Dieser wird grundsätzlich geleitet durch sog. Sensible Phasen. Gemeint ist dabei die Vorstellung Montessoris, dass Entwicklung als ein Prozess in verschiedenen Phasen verläuft. Jede Entwicklungsphase ist gekennzeichnet durch bestimmte Sensibilitäten, Montessori spricht auch von sensiblen Perioden und meint damit Zeiten erhöhter Lernbereitschaft, in denen es Kindern leichtfällt, bestimmte Bildungsanreize besonders schnell und dauerhaft zu erwerben. Die heutige Forschung spricht von Zeitfenstern. Die Aufgabe des Erwachsenen ist, durch genaue Beobachtung zu erkennen, wie die Angebote in einer vorbereiteten Umgebung aussehen müssen, damit das Kind sie sich für sein Lernen besonders intensiv nutzbar machen kann. Die Montessori-Einrichtungen haben deshalb auf das jeweilige Entwicklungsalter bezogene Angebote, aber auch Prinzipien, die für alle Einrichtungen gelten, gewissermaßen Standards, die erkennen lassen, ob es sich um eine Montessori-Einrichtung handelt. Das Kinderhaus umfasst die erste Entwicklungsstufe von 0-6 Jahren mit den Sensibilitäten für Bewegung (Motorik – Hand, Gleichgewicht, Laufen), Ordnung (innere und äußere) und Sprache. Diese drei besonderen Lernbereitschaften finden im Montessori-Kinderhaus überall Berücksichtigung, da die Bedeutung der Eigenaktivität zentral ermöglicht wird. Die Rolle der Tätigkeit der Hand wird dabei besonders deutlich. Die Sensibilität Ordnung meint kein Aufräumen im traditionellen Sinn. Ordnung meint die Strukturierung der zahlreichen Sinneseindrücke durch das Kind selbst, aber auch das Erkennen der Struktur der Lernumgebung. Die Sensibilität für Sprache korrespondiert mit der Entwicklung des Gehörsinns. Es geht nicht nur um gesprochene Sprache, sondern auch um die visuelle Beobachtung des Sprechenden durch das Kind. Bis etwa zum 4. Lebensjahr kann das Kind mit Leichtigkeit jede Sprache erlernen. Die Montessori-Materialien haben für die genannten Sensibilitäten eine grundlegende Funktion (s. dort).

 

Polarisation der Aufmerksamkeit

In diesem Kontext ist auf das sog. Montessori-Phänomen hinzuweisen, die Polarisation der Aufmerksamkeit. Damit ist die intensive Hingabe des Kindes an die Sache gemeint, in der es sich zeitweise von der Außenwelt isoliert und sich nicht ablenken lässt. Kinder sind in der Lage, sich mit einer ungeheuren Intensität mit einem Gegenstand auseinander zu setzen, Tätigkeiten dabei immer wieder zu wiederholen und hochkonzentriert zu arbeiten.

Diese Beobachtung brachte Montessori auf den Gedanken, Kindern in einer entsprechend vorbereiteten und dem Kind angepassten Umgebung immer wieder diese Möglichkeit zur Konzentration zu geben, da nur so wirklich Wissen angeeignet werden kann. Während sehr junge Kinder in Auseinandersetzung mit einem Gegenstand gleichsam unbewusst der Polarisation der Aufmerksamkeit verfallen, sind bei älteren Kindern und Jugendlichen eher willentliche Konzentrationsvorgänge zu beobachten.

 

Montessori stellte diese beständige Reaktion der intensiven Konzentration immer im Zusammenhang mit gewissen äußeren Bedingungen fest, die, so sagt sie, bestimmt werden mit Hilfe äußerer Anregungen. Dieser Hinweis macht den empirischen Charakter der Polarisation der Aufmerksamkeit deutlich. Denn viele das Merkmal kennzeichnende Verhaltensweisen sind der Beobachtung zugänglich, damit überprüfbar und von seinen Bedingungen her dann auch veränderbar. So ist das Phänomen der Polarisation der Aufmerksamkeit Kriterium bei der Auswahl der Mittel der vorbereiteten Umgebung, aber auch Maßstab für die Fort- und Umsetzung der Montessori-Pädagogik in den unterschiedlichsten Institutionen bis in die heutige Zeit hinein.


Vorbereitete Umgebung – Montessori-material

Basis eines solchen Lernens ist die selbst gewählte Tätigkeit (Freie Wahl der Arbeit) in einer altersentsprechend vorbereiteten Umgebung -  ein weiterer Kerngedanke der Montessori-Pädagogik. Ausgehend von der Tatsache, dass die Kindheit ein Stadium der Menschheit ist, das sich vollkommen von dem des Erwachsenen unterscheidet, stellt Montessori die für sie selbstverständliche Forderung auf, dem Kind eine Umgebung zu schaffen, die seiner Aktivität angepasst ist, damit es – Herr in dieser Umgebung – sich frei entwickeln kann. Die vorbereitete Umgebung muss jeder Lebensphase angepasst sein, soll das Kind bzw. der Jugendliche als Subjekt von Erziehung und Unterricht begriffen werden. Sie soll ein Ort sein, an dem das Kind mehr und mehr selbst tätig werden und in eine lebendige Beziehung zu den dort sich findenden Gegenständen treten kann. Sie helfen dem Kind, unabhängig zu werden. Deshalb sollen sich dort nur Dinge finden, die der Entwicklung des Kindes förderlich sind. Diese Umgebung soll einen offenbarenden Charakter haben und keinen formenden.

 

Das Montessori-Material, das fester Bestandteil der vorbereiteten Umgebung in Kinderhaus und Grundschule geworden ist, gilt als „Markenzeichen“ der Montessori-Pädagogik und ist weltweit bekannt geworden. Da es sehr umfangreich ist, seien hier nur die Materialbereiche aufgeführt: 1. Übungen des praktischen Lebens – 2. Sinnesmaterial – 3. Mathematisches Material – 4. Sprachmaterial – 5. kosmische (ökologische) Erziehung und Material – 6. Religiöse (ethische) Erziehung/Material. Diese Vielfalt des Materials erklärt auch, warum zur traditionellen Erzieherausbildung eine fachlich gesonderte Montessori-Ausbildung notwendig ist. Aber: Dieses Material ist für Montessori immer nur Schlüssel zur Welt gewesen, es sollte niemals die Welt selbst darbieten. Das Material stellt also nur den Ausgangspunkt für die geistige Bildung dar. Eine nicht entwicklungsgemäße Bindung an Materialien führt zur Verzögerung der geistigen Entwicklung. Deshalb gibt es auch keine Vorgabe zur vermeintlich korrekten Reihenfolge in der Darbietung des Materials. Es wird Kinder geben, die beispielsweise nur Teile des Materials brauchen.

In den Räumen unseres Kinderhauses finden sich die Materialien für die erste Entwicklungsstufe (0-6 Jahre). Sie zeigen, dass ein Kind, wenn es eigenaktiv tätig sein darf, bereits mit vier/fünf Jahren lesen, schreiben und rechnen erlernen kann und, wenn man es lässt, auch neben seiner Erstsprache weitere Sprachen erwerben kann, aufgrund der Materialien in der vorbereiteten Umgebung. Bildungs- und Sprachförderung passiert hier also in einem aktiven Sinn, nämlich als Selbstförderung. Gerade bei den sehr jungen Kindern (0-3 Jahre) ist heute klar, dass die kindliche Entwicklung, weil sie dem Selbstaufbau unterliegt, nicht direkt beeinflussbar ist. Zentral ist die den kindlichen Bedürfnissen entsprechende Anregungsumwelt, zu der auch die Bezugspersonen zählen. Das 3-6jährige Kind entwickelt zunehmend Bewusstsein durch Aktivität in der Umgebung und baut seine geistigen Strukturen aus. Dazu kommt eine besondere kindliche Sensibilität – die der Neigung zu sozialer Integration, Entwicklung von Gemeinschaftsgeist in der Kindergesellschaft (Kohäsionsgesellschaft). Hier wird deutlich, warum eine zentrale weitere Forderung vorschulischer Erziehung Berücksichtigung finden muss: die Rechte der Kinder (vgl. ebd.).

Der/Die Erzieher-in in der Montessori-Pädagogik

Entwicklung verstanden auf der Basis von selbst gewählter Tätigkeit (Freie Wahl der Arbeit) in einer altersentsprechend vorbereiteten Umgebung bedeutet für den Erwachsenen einen vollständigen Rollenwechsel zu akzeptieren und dann auch zu leben. Denn die eigentlich Tätigen in Montessori- Einrichtungen sind die Kinder. Vielen Erwachsenen fällt es schwer, die kindlichen Autonomiebestrebungen wahrzunehmen und zu respektieren. Stattdessen greifen sie in kindliche Lebensbereiche ein und stören Entwicklungsprozesse. Kein Wunder also, dass Montessori den Erwachsenen eher als Hindernis sieht, denn als Hilfe für das heranwachsende Kind begreift, da er sich nur zu oft dem Streben des Kindes nach Unabhängigkeit in den Weg stellt. Erwachsene sollten hingegen die Umgebung von Kindern so vorbereiten, dass sie viele Tätigkeiten selbst ausführen können. Nur so ist es ihnen möglich, Selbstständigkeit zu entwickeln und damit auch Freiheit. Darin besteht eine der zentralen Aufgaben des Erwachsenen: die entwicklungsangemessene Vorbereitung der Umgebung als Schlüssel für die Aneignung von Welt.

Das bedeutet für die Erziehenden einen radikalen Perspektivenwechsel vorzunehmen, bilden sie doch einen wesentlichen Bestandteil der vorbereiteten Umgebung. Sie treten dem Kind helfend, unterstützend zur Seite analog des weltbekannten Leitmotivs der Montessori-Pädagogik: Hilf mir, es selbst zu tun! D.h. die Freiheit kindlicher Entwicklungsvorgänge wird respektiert. Respekt und Achtung vor der Würde des Kindes sind wesentliche Qualitäten, die von den Erziehenden verlangt werden.

 

Dass die Haupttätigen in den Montessori- Kinderhäusern und Schulen die Kinder und Jugendlichen sind, heißt für die Erwachsenen nicht, dass sie selbst nicht aktiv sind.  Kinder und Jugendliche brauchen den Erwachsenen unbedingt, als Bezugsperson etwa oder als Vorbild. Denn sie müssen sich unweigerlich Schritt für Schritt in die Kultur und Gesellschaft unserer Gegenwart einarbeiten und einleben – einer wahrlich ungeheuer reichen, aber auch komplizierten Kultur und Gesellschaft. Montessori begreift die Vorbereitete Umgebung und den vorbereiteten Erwachsenen als die beiden Grundpfeiler ihrer Pädagogik.

Öffnungzeiten

Mo-Do 7:00 Uhr - 16:15

Fr 7:00 Uhr - 15 Uhr

Parkkindergarten integratives Montessori Kinderhaus gGmbH